Markttechnik Deutschland KW24 2021
13. Juni 2021Kapitalmarktbericht zum zweiten Quartal 2021
4. Juli 2021Inflation: gekommen um zu bleiben. Sicher?
Nachdem die Märkte Ihr Hauptaugenmerk in der vorletzten Woche auf die EZB-Sitzung lenkten, fiel der Blick vergangenen Mittwoch auf die Worte und Entscheidungen der FED in den USA. Die Währungshüter heben für 2021 erneut ihre Wachstumsprognose von zuletzt 6,5% auf nun 7,0% an. Das hört sich zunächst phantastisch an. Allerdings sehen die Notenbank Ökonomen auch ein deutliches Abflachen der kommenden Wachstumszahlen. Für 2022 wir noch eine Steigerung um 3,3%, für 2023 um 2,4% erwartet. Es bleibt also beim gebremsten Schaum!
Infolgedessen zieht die FED den Termin für eine mögliche Zinswende bereits auf das nächste Jahr vor und nicht wie zunächst angekündigt 2024. Sie ändert damit ihre Projektion (sog. "Dot Plot") und würdigt so die veränderte Inflationssituation mit sprunghaft gestiegenen Preisen. Und dennoch bleiben bestimmte Unsicherheiten bestehen. Zwar musste der Aktienmarkt die Nachricht der möglichen strafferen Geldzügel zunächst verdauen, so richtig sicher kann man sich der Aussage der FED aber nicht sein. Auch Jerome Powell sieht, dass die aktuelle Inflationstendenz wohlmöglich nur vorübergehend ist. Alle Zinsaussagen berufen sich allerdings auf eine stabile Entwicklung. Eine gute Erklärung liefert uns Grafik 1. Wir sehen hier die quartalsweisen Veränderungen des Konsumentenpreisindex (CPI), annualisiert auf das Jahr hochgerechnet. Anders als im kleinen Chart, der den fortgeschriebenen CPI Index darstellt, können wir hier deutliche Preissprünge erkennen. Aktuell sehen wir eine große Ähnlichkeit zu den erratischen Schwankungen in den 80er Jahren, in denen Ronald Reagan Präsident war. Coronabedingt sind die Preise im letzten Jahr stark gefallen, während sie im laufenden Jahr wieder stark steigen. Mit anderen Worten bewegt sich das Preispendel also im Moment überdimensional in die eine wie die andere Richtung, geschuldet durch den hier bedeutsamen Basiseffekt. Die Masse der Marktteilnehmer sorgt sich zur Zeit vor stark steigender Inflation. Auch die Bild-Zeitung titelt Anfang Juni auf dramatische Weise (Grafik 2). Ein guter Kontra-Indikator, wenn die Masse sich also schon einig ist. Ja, die Inflation ist zwar im Moment da und auch spürbar, sie wird allerdings vermutlich nur von überschaubarer Dauer sein. Was, wenn wir im kommenden Jahr also deflatorische Tendenzen haben?
Der DAX® musste das zum Wochenende erst einmal alles verdauen. Gepaart mit dem "Hexensabbat" also dem großen Verfall von Futures und Optionen am Freitag entstand Abgabedruck sogar unter 15.500 Punkte. Im Wochenchart in Grafik 3 erkennen wir die nächsten Auffanglinien bei 15.150 und 14.864. Nach oben würde mit einem Überwinden der 15.800 die big Figure bei 16.000 wieder in greifbare Nähe rücken.