Der Optimismus der Einkaufsmanager

Was ist denn nun mit "Sell in May and go away"? Viele Marktteilnehmer werden sich in den vergangen Tagen genau diese Frage gestellt haben. Aber die Aktienmärkte tun uns im Moment noch nicht den Gefallen und bleiben fest. Da ändern zur Zeit auch Inflationssorgen und steigende Renditen nichts dran. Wohlmöglich sind dies nur temporäre Erscheinungen, deren Basiseffekt sich zwar aktuell negativ auswirkt, im nächsten Moment (also im kommenden Jahr) genauso auch wieder einen positiven Impuls abgeben kann.

Wie sehr die Pandemie sämtliche Wirtschaftsdaten in Extremwerte getrieben hat zeigt uns auch der Blick auf die globalen Einkaufsmanagerindizes im verarbeiteten Gewerbe in Grafik 2. Gut zu sehen, wie im Mai / Juni 2020 die Stimmung in der Industrie absackte. Und jetzt: Sämtliche Sorgen verflogen, der Optimismus könnte kaum größer sein. 

Daher geht Grafik 1 genau dieser Frage nach und betrachtet die langfristige Entwicklung des US ISM Index im Vergleich zu rollierenden 12 Monatsrenditen im DOW Jones Industrial Avg. Bis 1983 muss man zurückblicken um derart hohe ISM Werte zu finden. Damals kamen die USA unter Präsident Ronald Reagan gerade aus der Wirtschaftskrise 1981/82 langsam heraus. Die OPEC senkte die Preise und die FED lockerte die Zinsschraube. Mit dem neuen Biden-Budget für 2022 über 6 Billionen USD sind aufkeimende Zinssorgen oder Inflationsgedanken wieder in den Hintergrund gerückt. Wir werden nicht drum herum kommen: Das billige Geld muss uns wohl oder übel erhalten bleiben, sonst geht die Gleichung nicht mehr auf. Und dennoch können wir die Lehre aus Grafik 1 ziehen, dass nach dem starken Anstiegen sowohl im ISM Index, als auch bei 12 Monatsrenditen im Aktienbereich eine Normalisierung eintreten wird. Selbst eine Seitwärtsbewegung würde hierfür ja schon reichen.

Der DAX® Kursindex in Grafik 3 knüpft ebenfalls an die Bewegungen der letzten Wochen an. Sprunghaft seitwärts ist die Devise. Und dennoch folgt der Index weiterhin dem Aufwärtstrend seit 2009 mit der grünen Linie. In genau diesem Seitwärtsszenario werden aktuell Extremwerte weiter abgebaut, wie z.B. dem Abstand zur 200T Linie. Der RSI bleibt im neutralen Bereich und auch übergeordnete Sentimentindikatoren wie der Fear & Greed Index von CNN deuten mit einem Wert von 38 (von 100) eher Angst und damit keine Kursübertreibung an.