
Markttechnik Deutschland KW51 2020
13. Dezember 2020
Markttechnik Deutschland KW02 2021
10. Januar 2021Große Erwartungen an 2021
Tschüß 2020! Eines der spektakulärsten (Börsen)Jahre nach der Finanzmarktkrise 2008 liegt hinter uns. Spektakulär? Nun ja, wer einfach nur die Jahresendstände mit dem Jahresanfang vergleicht stellt fest, dass dies eigentlich ein ganz normales Jahr gewesen sein muss. Wie wir alle wissen war der Verlauf alles andere als einfach. Corona hielt auch die Börsenwelt in Atem.
Und dennoch, zum Schluss konnten sich in Summe viele Aktienmärkte positiv zum Jahreswechsel verabschieden. Wie in den Jahren zuvor, zählten die US amerikanischen Indizes mit zu den größten Profiteuren. Dies gilt auch für die asiatischen Märkte. Europa hingegen stellt in diesem Vergleich das Schlusslicht dar. Griechenland, Österreich, Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien zählen auf der Aktienseite zu den großen Verlierern. Die Pandemie hat zu einem starken Umdenken auf der Nachfrageseite geführt. Digitale Dienstleistungen haben einen entsprechenden Schub in 2020 erfahren. Dies machte sich besonders bei den Technologieindizes bemerkbar. Allesamt gehörten sie zu den großen Corona-Profiteuren. Und dann war da noch der Bitcoin, der sich mit über 300% aus dem Jahr verabschiedet. Die Kryptowährung nutzte das Krisenszenario und verlässt die Kinderstube um 2020 so langsam erwachsen zu werden. Wie es scheint entdeckten auch immer mehr institutionelle Investoren die Assetklasse für sich. Wie bei fast allen Währungen bleibt aber auch der Bitcoin ein hochspekulatives Instrument.
2020 war ein spezieller Börsenjahrgang, der sich in vorherige Börsenkrisen wie die Dot-Com-Blase 2000 und die Finanzmarktkrise 2008 einreiht. Etwas für Statistikfreunde: Während die Dot-Com-Blase in der Spitze einen Verlust von -73% (im DAX®) erzeugte, vergingen etwa 7,3 Jahre bis der Verlust wieder aufgeholt wurde. In der Finanzmarktkrise entstanden im Maximum -56% Verlust. Dieser wurde nach gut 5,8 Jahren wieder aufgeholt. Die Corona-Krise hingegen lässt den DAX® um ca. 40% fallen um nach gut 10 Monaten(!) wieder alles ausgeglichen zu haben. Der Vergleich macht die extremen Bedingungen für 2020 deutlich und zeigt auch, mit welchen Schwierigkeiten sich die Investoren konfrontiert sahen. Dies ist auch der Grund, warum es sowohl für fundamentale als auch technische Analysten immer schwieriger wird realistische und verlässliche Prognosen zu erstellen. Der Markt hat mit seinen extremen Bewegungen in 2020 schon längst seine Komfortzone verlassen. Viele Bewertungsmodelle greifen nicht mehr oder kommen an ihre Grenzen. Es erfolgt also auch hier ein Umdenken in Richtung „neue Normalität“. Der VDAX-New (also die Schwankungsbreite des deutschen Aktienmarktes) kann dabei noch nicht wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen und bleibt bis zum Jahreswechsel auf einem gut 10 Basispunkte höherem Stand. Ein Indiz für die gestiegene Nervosität am Markt.
2020 wurde auch zum Jahr der Notenbanken. Wer den Markt ansatzweise verstehen möchte musste im vergangenen Jahr den Interventionen und der Geldmarktpolitik der FED und der EZB sein Hauptaugenmerk schenken. Durch die extrem lockere Geldpolitik wurde immens viel Liquidität in die Märkte gepumpt. Die Notenbankbilanzen haben sich entsprechend vervielfacht. Im gleichen Zuge wächst natürlich auch die Verschuldung der Länder. Wie die zahlreichen Corona-Hilfen jemals wieder zurückgezahlt werden sollen ist dabei noch völlig unklar. Fest steht: Die FED hat Ihr Inflationsziel angepasst und den Märkte entsprechend eine Liquiditätsversorgung bis 2023 zugesagt. Für die nächste Zeit sollte also erstmal Ruhe auf der „Zinssteigerungsseite“ sein. Dass diese Maßnahmen zu einer sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Realwirtschaft und Börsenentwicklung führt liegt auf der Hand. Bildlich gesprochen lässt sich Börse wohl zur Zeit am besten so erklären: Wir befinden uns in Las Vegas im Kasino. Die Türen und Fenster sind verschlossen und die Notenbanken legen nahezu unendlich Jetons auf den Tisch. Bitte „spielen“ sie, aber schauen sie nicht nach draußen. Diese Art von „Spiel“ wird uns wohl noch eine ganze Weile begleiten.
Zum Ausblick: Die Erwartungen an 2021 sind hoch gesteckt. Nahezu jeder möchte in die „alte“ Normalität vor der Pandemie zurück. Inwieweit dies gelingt hängt natürlich von der Verteilung und der Wirksamkeit der neu entwickelten Impfstoffe ab. Digitalisierung und Fortführung neuer Kommunikationswege bzw. Distribution und Logistik werden sicherlich auch in einem Post-Corona-Szenario eine wesentliche Rolle spielen. Daher werden offensichtlich auch wesentliche Teile aus dem Wachstum,- oder Growth-Bereich ein Profiteur in 2021 sein. Dennoch gibt es Branchen, die ein hohes Aufholpotenzial mit sich tragen. Gerade die Tourismus,- und Luftfahrtbranche sollte von der Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen über kurz oder lang profitieren.
Aber auch gesamtwirtschaftlich sind die Erwartungen hoch gesteckt. Die OECD kehrt in ihren BIP Länderschätzungen wieder zurück auf den alten Wachstumspfad vor Corona. Gerade China, welches sich in 2020 als Corona-Gewinner mit positivem BIP entpuppt hat, gehört auch für 2021 zu den wesentlichen Welt-BIP-Treibern. Mit Joe Biden als neuem US-Präsidenten wird sich zeigen wie schnell und wie weit sich die Beziehungen sowohl zu China als auch zu Europa verbessern werden. Es wird aber schnell klar, wie erstarkt die Asiaten aus der Krise hervor gegangen sind. Ohnehin muss in diesem Jahr die neue US-Administration zeigen, was sie kann. Sicherlich kein leichtes Unterfangen in einem Land, welches seiner Bevölkerung mehr denn je finanziell unter die Arme greift. Entsprechend hoch ist die gesellschaftliche Spaltung. Eine Tatsache, die wir auch in Europa sehen.
Vor diesem Hintergrund wird auch die Bundestagswahl am 26.09.2021 mit Spannung erwartet. Für den DAX® Kursindex bedeutet der Verlauf in 2020 immer noch Potenzial nach oben. Denn während seine Mitstreiter auf internationaler Ebene wie Dow Jones und Co., welche auch die Dividenden außen vor lassen, schon neue Höchststände erreicht haben, ist im DAXK® noch Luft nach oben. Nach einer übergeordneten Seitwärtsphase seit 2015 wäre dies auch ein längst überfälliges Signal. Ein Überschreiten des alten Hochs bei ca. 6.500 würde das weitere Kaufsignal sogar erst noch verstärken. Auch für 2021 gilt daher, solange die Notenbank-Band noch spielt wird man als Investor an den realen Assets und hier allen voran Aktien nicht vorbei kommen.
- BIP 2021
- Märkte 2020
- DAXK